Coronavirus

17.03.2020 -  

Was ist der aktuelle Rat, wenn ich im Gesundheitswesen arbeite und schwanger bin bezüglich des COVID-19 Infektionsrisikos?

Kind_HandWir verstehen, dass es eine ängstliche Zeit sein muss, wenn Sie im Gesundheitswesen arbeiten und schwanger sind. Nach unserem besten Wissen sind schwangere Angehörige der Gesundheitsberufe persönlich nicht anfälliger für das Virus oder seine Komplikationen als ihre nicht schwangeren Kolleginnen/Kollegen.

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann jedoch einige Risiken für Ihr ungeborenes Baby darstellen. Es besteht nach ersten Berichten aus China das mögliche Risiko einer Einschränkung des fetalen Wachstums (Wachstumsretardierung) oder einer Frühgeburtlichkeit, wenn Sie selbst ernsthaft an einer COVID-19 Infektion erkranken.

Sie sollten Ihre individuellen Umstände und Risiken mit ihrem zuständigen Arzt für Arbeitsmedizin besprechen.

Es werden erste retrospektive Berichte vom Verlauf der Erkrankung bei schwangeren Frauen mit bestätigter 2019-nCoV (COVID-19) Infektion und deren Neugeborenen veröffentlicht. Die nachstehend beschriebenen und zitierten Handlungsempfehlungen sind vorsichtig formuliert. Generell müssen bis zusätzliche Daten verfügbar werden, Empfehlungen zur Verhinderung der Übertragung von Mensch zu Mensch (Mutter auf Neugeborenes) in geburtshilflichen Einrichtungen gegeben werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) [1], das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) [2] und in Deutschland das Robert Koch-Institut (RKI) [3] kommen in der Risikoeinschätzung dazu, dass schwangere Frauen selbst keinem besonderen Risiko bezüglich COVID-19 Infektion ausgesetzt sind (was überraschend ist, aber möglicherweise auch darauf zurückzuführen ist, dass sie „gesund und widerstandsfähig“ sind oder einen zu geringen Effekt in der Masse haben).

Von der Neonatologie des Wuhan-Universitätsklinikums (VR China) wird von zehn Neugeborenen (einmal Zwillingsschwangerschaft) berichtet. Unter diesen neun schwangeren Frauen mit bestätigter 2019-nCoV-Infektion traten in vier Fällen klinische Symptome vor der Entbindung, in zwei Fällen am Tag der Entbindung und in drei Fällen nach der Entbindung auf. Bei den Neugeborenen wird von „schweren Erkrankungen“ berichtet (Atemnot (6), Pneumothorax (1), Blutung (2), Wachstumsretardierung (2), Frühgeburt (6) und 1 Tod) [4]. In einer anderen retrospektiven Beobachtung wurde über neun Neugeborene berichtet, die besser abschnitten. Darunter waren vier Frühgeborene und zwei waren mit einer Wachstumsretardierung aufgefallen. Alle hatten Sauerstoffbedarf und erhielten Antibiotika [5]. Es ist jedoch nicht klar, ob diese Erkrankungen mit der Infektion der Mutter zusammenhängen oder eine vertikale Übertragung des Virus in der Schwangerschaft möglich ist.

Die Internationale Gesellschaft für Ultraschall in der Geburtshilfe und Gynäkologie (ISUOG), ist eine wissenschaftliche Organisation, die Handlungsempfehlungen für Ärzte in Geburtshilfe und Gynäkologie auf einer konsensbasierten Basis für die rationale diagnostische Bildgebung bereit stellt. Als Reaktion auf die Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die internationale Besorgnis über den Ausbruch des COVID-19 Infektion hat die ISUOG eine Handlungsempfehlung zur Coronavirus-Infektion 2019 während Schwangerschaft und Wochenbett herausgegeben [6].

Handlungsempfehlungen des Centers of Disease Control and Prevention (CDC) zur Infektionsprävention und -kontrolle der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) in stationären geburtshilflichen Einrichtungen favorisieren ein individuelles Vorgehen und Abwägen des Nutzen-Risiko-Verhältnisses [7].

Es gibt noch keine Daten zur Exposition in der Frühschwangerschaft, aber mit einer möglichen vertikalen Übertragung könnte die Exposition in der Frühschwangerschaft ein Problem darstellen.

Quellen:

1
World Health Organization (WHO). Coronavirus disease (COVID-19) outbreak, 2020.
https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019, 17.03.2020

2
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Coronavirus disease (COVID-19). Latest situation update, epidemiological curve and global distribution, 2020.
https://www.ecdc.europa.eu/en, 17.03.2020

3
Robert Koch Institut (RKI). Risikobewertung zu COVID-19, 2020.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikobewertung.html, 17.03.2020

4
Zhu H, Wang L, Fang C, Peng S, Zhang L, Chang G, Xia S, Zhou W. Clinical analysis of 10 neonates born to mothers with 2019-nCoV pneumonia. Translational pediatrics 2020; 9(1): 51-60

5
Chen H, Guo J, Wang C, Luo F, Yu X, Zhang W, Li J, Zhao D, Xu D, Gong Q, Liao J, Yang H, Hou W, Zhang Y. Clinical characteristics and intrauterine vertical transmission potential of COVID-19 infection in nine pregnant women: a retrospective review of medical records. The Lancet 2020; 395(10226): 809-815

6
Poon LC, Yang H, Lee JCS, Copel JA, Leung TY, Zhang Y, Chen D, Prefumo F. ISUOG Interim Guidance on 2019 novel coronavirus infection during pregnancy and puerperium: information for healthcare professionals. Ultrasound Obstet Gynecol 2020

7
Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Interim Considerations for Infection Prevention and Control of Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Inpatient Obstetric Healthcare Settings, 2020.
https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/hcp/inpatient-obstetric-healthcare-guidance.html, 17.03.2020

Letzte Änderung: 04.02.2021 - Ansprechpartner: Fehlbildungsmonitoring